Schlafphasensyndrom: Symptome & Behandlung

schlafphasensyndrom
12. März 2024

Ein gesunder Schlaf-Wach-Rhythmus steuert, wann wir tagsüber aktiv sind und wann wir uns müde fühlen. Beim Schlafphasensyndrom spielt unsere innere Uhr jedoch verrückt: Ist unser zirkadianer Rhythmus nicht an den Hell-Dunkel-Kreislauf der Erde angepasst, verschieben sich unsere Schlafphasen und Wachzeiten signifikant. Erfahre hier, wie du die Schlafstörung behandeln kannst und warum eine gute Schlafhygiene die Symptome lindert.

Was ist das Schlafphasensyndrom?

Das Schlafphasensyndrom ist eine zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, die zu den seltensten Formen der Schlafstörung gehört. Schätzungsweise sind nur etwa 1% aller Menschen von der Störung betroffen. Bei diesen Personen schlägt die biologische Uhr nicht im Takt, sodass sie nicht zu normalen Zeiten einschlafen oder aufwachen können. Hierbei werden verschiedene Formen unterschieden, je nachdem wie sich die Schlafphase für die Betroffenen gestaltet: Beim Syndrom der verzögerten Schlafphase (delayed sleep phase syndrome) schlafen sie chronisch zu spät ein, oft erst in den frühen Morgenstunden. Das vorverlagerte Schlafphasensyndrom (advanced sleep phase syndrome) dagegen beschreibt das genaue Gegenteil: Die Betroffenen schlafen dauerhaft zu früh ein und wachen viel zu früh auf. Ein vorverlagertes Schlafphasensyndrom findet sich häufig bei älteren Menschen, die deutlich früher einschlafen, als sie es eigentlich möchten.

Auch bei gesunden Menschen können die Schlaf- und Wachzeiten enorm schwanken. Manche Menschen sind natürliche Frühaufsteher (Lerchen) und wachen von selbst mit dem Sonnenaufgang auf. Andere dagegen gehören dem Chronotyp der Eulen an und sind eingefleischte Morgenmuffel, die spät aufstehen und zu Bett gehen. Der wesentliche Unterschied zwischen einem gängigen Schlafrhythmus und Personen mit zirkadianen Rhythmusstörungen ist dabei der Aspekt der Kontrolle. Während es sich bei Lerchen und Eulen um Neigungen handelt, können die Betroffenen von ihrem bevorzugten Muster abweichen. So kann eine Lerche auch einmal eine Nacht durchmachen, um eine Party mit Freunden zu feiern, und eine Eule kann sich vornehmen, früh aufzustehen, wenn am nächsten Morgen ein wichtiger Termin ansteht. Eine Störung wie das Schlafphasensyndrom wird erst dann diagnostiziert, wenn Personen den Zeitpunkt des Einschlafens oder Aufwachens nicht kontrollieren können, weil ihre biologische Uhr vom normalen Schlaf-Wach-Rhythmus abweicht.

lange wach

Was ist bei zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen anders?

Normalerweise folgen unsere körperlichen und geistigen Funktionen einem 24-stündigen Rhythmus, den man auch den zirkadianen Rhythmus nennt. Als biologische Uhr des Menschen wird er durch einen Gehirnbereich gesteuert, der durch Licht und Dunkelheit beeinflusst wird. Wenn unsere Augen beispielsweise durch Morgenlicht stimuliert werden, signalisieren die Lichtimpulse unserem Gehirn, dass es Zeit zum Aufstehen ist. Dieses stoppt daraufhin die Produktion des Schlafhormons Melatonin, sodass wir aus unserem Schlaf aufwachen und unseren Tagesaktivitäten nachgehen können. Abends wiederum verhält es sich genau umgekehrt: Die Dunkelheit signalisiert dem Gehirn, dass es Zeit ist, mehr schlafförderndes Melatonin zu produzieren. Ist die Konzentration vom Müdemacher ausreichend hoch, werden wir angenehm schläfrig und wollen zu Bett gehen. Das Schlafphasensyndrom ist eine chronische Störung des zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus, die diese natürlichen Abläufe durcheinanderbringt. Die innere Uhr der Betroffenen ist nicht an den Hell-Dunkel-Kreislauf angepasst, sodass sich ihre Einschlafzeit im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung stark verspätet oder verfrüht. 

Was sind die Ursachen für eine zirkadiane Rhythmus-Schlafstörung?

Die innere Uhr tickt beim Schlafphasensyndrom in der Regel anders. Doch wodurch kommt es zu den verzögerten Schlafphasen und steckt eine neurologische Störung dahinter? Während in einigen Fällen Gehirnschäden in Folge einer Infektion, eines Schlaganfalls oder eine Erkrankung wie Alzheimer eine Rolle zu spielen scheinen, kommen vor allem Lebensstilfaktoren als Ursache in Betracht. So kann die biologische Uhr aus unterschiedlichen Gründen aus dem Gleichgewicht geraten:

  • Ein Jetlag aufgrund einer Fernreise
  • Schichtarbeit
  • Lange Bettlägerigkeit
  • zu wenig Sonneneinstrahlung über einen längeren Zeitpunkt
  • Chaotischer Schlafrhythmus: Permanentes Aufstehen und zu Bett gehen zu unterschiedlichen Zeiten

Welches Symptom verursacht die Schlafstörung im Alltag?

Ist der zirkadiane Rhythmus dauerhaft verschoben, kann es im Alltag schwerfallen, weiterhin zu funktionieren. Betroffene merken oft zuerst auf der Arbeit oder in der Schule, wie sehr ihre Schlafstörung in ihren normalen Tagesablauf eingreift. Obwohl die meisten Menschen mit dieser Störung körperlich und geistig gesund sind, fühlen sie sich im Alltag oft überfordert, weil sich ihre produktiven Zeiten von denen der Allgemeinbevölkerung unterscheiden. Da die Menschen nicht dann schlafen können, wenn sie müssen, fühlen sie sich tagsüber oft sehr müde und müssen ständig gähnen. Aufgrund von Konzentrationsschwierigkeiten sind sie nur eingeschränkt leistungsfähig. Es besteht die Gefahr, dass Betroffene nur schwer konzentriert denken und normale Tätigkeiten ausführen können. Sie versagen bei der Arbeit oder in der Schule und neigen zur Selbstmedikation, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Sie können zu Alkohol, Schlafmitteln und anderen Stimulanzien neigen, um wachbleiben zu können oder zu normalen Zeiten zu Bett zu gehen. Am Abend kann eine Insomnie auftreten und in einigen Fällen sind die Betroffenen länger als 24 Stunden am Tag wach.

tagsüber müde

Da es noch keine diagnostischen Tests gibt, wird das vorverlagerte oder verzögerte Schlafphasensyndrom basierend auf den Symptomen diagnostiziert. Häufig bitten Ärzte ihre Patienten, über einen Zeitraum von mehreren Wochen ein Schlaftagebuch zu führen. Dieses Schlafprotokoll gibt Aufschluss über die Schlaf- und Wachzeiten und kann das Finden geeigneter Therapieansätze erleichtern. In seltenen Fällen ist zusätzlich Hilfe von Seiten der Schlafforschung gefragt und es werden Untersuchungen wie eine Polysomnographie in einem Schlaflabor durchgeführt.

Erfolgreiche Behandlung: Wie lässt sich die innere Uhr des Menschen wieder ins Gleichgewicht bringen?

Die Syndrome einer vorverlegten oder verzögerten Schlafphase lassen sich auf verschiedene Weise therapieren. Das Ziel sollte sein, den normalen Tagesrhythmus wiederherstellen zu können. Schlafen die Betroffenen zu festen Zeiten ein und wachen morgens ausgeruht auf, gilt die Therapie als erfolgreich. Im Regelfall werden die Patienten mittels einer Lichttherapie oder Chronotherapie behandelt. Eine medikamentöse Therapie mit Melatonin ist ebenfalls möglich. Gut zu wissen: Herkömmliche Schlafmittel oder Beruhigungsmittel bewirken keine Änderung des Schlaf-Wach-Rhythmus, da sie an den eigentlichen Ursachen vorbeigehen. Zudem bergen sie das Risiko von Nebenwirkungen. 

Lichttherapie

Wenn man direkt nach dem Aufwachen Licht ausgesetzt wird, fühlt man sich eher wach. Hierzu wird eine Tageslichtlampe mit bis zu 10.000 Lux verwendet, was in etwa einem sonnenreichen, aber bewölkten Tag entspricht. Betroffene sollen täglich 30 Minuten nach dem Aufwachen ein Lichtbad nehmen. Dabei sollen sie langsam den Zeitpunkt nach vorne verschieben, bis sich dieser an einen normalen Schlaf-Wach-Rhythmus angeglichen hat. Hierbei ist etwas Geduld gefragt: Dies kann 3-7 Tage dauern. Licht am Abend führt wiederum zu einer Verzögerung des Einschlafzeitpunkts, sodass Patienten mit einer verzögerten Form der Schlafphasen dies vermeiden sollten.

Chronotherapie

Durch eine Chronotherapie werden Patienten Schritt für Schritt an einen normalen Tag- und Nacht-Rhythmus herangeführt. Zusammen mit dem behandelnden Arzt wird hierfür ein stufenweiser Therapieplan ausgearbeitet. Menschen mit einer verschobenen Schlafphase reagieren häufig sensibel auf Änderungen der Schlafenszeit. Es ist ratsam, diszipliniert zu sein und darauf zu achten, rechtzeitig ins Bett zu gehen, um mögliche Schlafprobleme zu vermeiden und rechtzeitig einschlafen zu können.

Gesunde Schlafhygiene für einen ausgeglichenen Schlaf-Wach-Rhythmus

Wir schlafen jeden Tag im Durchschnitt 8 Stunden, wenn wir einen gesunden Schlafrhythmus einhalten. Durch schlafhygienische Massnahmen können Patienten mit Schlafphasenstörungen eine erholsame Nachtruhe unterstützen und endlich die ersehnte Erholung finden. Folgende Tipps für eine gute Schlafhygiene sind leicht umzusetzen und funktionieren sofort:

  1. Versuche, dich an feste Einschlaf- und Zubettgehzeiten zu halten. So erleichterst du es deinem Körper, sich auf den Nachtschlaf einzustimmen.
  2. Setze am Abend auf entspannende Rituale wie einen heissen Schlummertrunk oder das Lesen vor dem Einschlafen.
  3. Vermeide blaues Licht am Abend und schalte digitale Geräte mindestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen aus, da künstliches Licht möglicherweise ein verspätetes Einschlafen begünstigt.
  4. Versuche Bewegung lieber morgens durch Frühsport einzubauen als abends. Ein schweisstreibendes Workout vor dem Zubettgehen kann zu einer hohen Adrenalinausschüttung führen, was uns länger wachhält.
  5. Verzichte abends auf Genussmittel wie Alkohol oder Koffein, da diese zu oberflächlichem Schlaf führen und dich nachts nicht die erhoffte Erholung finden lassen.
  6. Auch wenn es verlockend klingt: Versuche darauf zu verzichten, tagsüber zu schlafen. 

 

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Tags: besser schlafen, Schlafstörung
Kategorien: Gute Nacht